VW K 70 (TYP 48, 1970 bis 1975) Kaufberatung

Der seinerzeit modernste VW wird 50

Als VW 1969 NSU übernahm, war der K70 praktisch fertig entwickelt. VW brachte die Limousine schließlich 1970 auf den Markt. Fahrbericht und Kaufberatung.

VW K70 (1970-1975) Foto: VW 11 Bilder

VW hatte Ende der 60er-Jahre den Heckmotor zur Monokultur perfektioniert, Audi frisch übernommen und schließlich NSU noch dazugekauft. Zwei Frontantriebskonzepte unter dem Dach eines vom Heckmotor geprägten Konzerns. Der Audi 100 war eine von Daimler-Benz-Mann Ludwig Kraus erdachte Limousine der oberen Mittelklasse mit vor der angetriebenen Vorderachse längs eingebautem Vierzylinder und Leichtbau-Karosserie. Ein elegantes, sauber durchkonstruiertes Auto und der Start für den Aufstieg der Marke.

Design von Claus Luthe

VW K70 (1970-1975) Foto: VW
Luthe gestaltete eine sachlich-kantige Karosserie.

Aufsteigen wollte auch NSU. Zwischen Prinz und Ro80 passte noch eine Limousine mit wassergekühltem Vierzylinder, Frontantrieb und vier Türen. Claus Luthe, der auch den Ro80 gestaltet hatte, entwarf eine kantigere Form mit großen Glasflächen. Der Motor sitzt längs und um 15 Grad nach rechts geneigt über der Vorderachse. Drehfreudiger Motor, gute Traktion und Handlichkeit sowie eine direkte Lenkung bringen Fahrspaß. Dazu passt die Schräglenker-Hinterachse – damals mussten sich Frontantriebs-Autos häufig mit einer starren Hinterachse begnügen.

Ein Kofferraum mit 585 Litern Volumen und die übersichtliche Karosserie gehören zu den praktischen Seiten des K70. Warum wurde er trotz guter Ausstattung und des VW-Vertriebs nicht zu einem Riesenerfolg? Nun, VW-Händler verkauften auch noch den 411, die Kundschaft war an Heckmotoren gewöhnt. Auch ins Produktionsschema des Konzerns passt der K70 nicht – er war schließlich bei NSU unabhängig davon entwickelt worden.

Zeitgenössische Testberichte kreiden dem K70 meist seinen hohen Testverbrauch an: Der lag zwischen 11 und 14 Litern. Ein Grund war die schlechte Aerodynamik mit Cw 0,52. Das spielt heute bei geringen Jahresfahrleistungen und eher schonendem Oldtimer-Betrieb sicher keine Rolle mehr.

Karosserie-Check

Der Vorderwagen des VW K 70 gilt als besonders rostanfällig, weil er mit vielen mehrlagigen Verstärkungsblechen und verschweißten Kotflügeln konstruiert wurde. Rost hat vor allem im Bereich der McPherson-Federbeindome und in den vorderen Radhäusern eine gute Chance. Auch die vorderen Längsträger, die den Antrieb aufnehmen, sind oft schon geschweißt oder gar durchgerostet. Wenn man die Bodenteppiche anhebt, lässt sich dies auch von innen kontrollieren.

Kritisch beim VW K 70 ist zudem der Übergang von den Schwellern zu den ausgemuldeten Bodenblechen. Das schmale Profil zeigt sich oft auf ganzer Länge perforiert

Technik-Check

Motor und Getriebe des VW K 70 sind robust und langlebig, wenn man sie schonend behandelt. Verhärtete Ventilschaftdichtungen führen zu hohem Ölverbrauch. Die seltene, thermisch höher belastete 1,8-Liter-100-PS-Variante des NSU-OHC-Vierzylinders mag jedoch keine hohen Dauerdrehzahlen. Die Synchronringe des 2. Gangs leiden unter schnellem Durchreißen des nicht eben exakt zu schaltenden Getriebes. Vergaser leiden altersbedingt.

Preise

Ein gut erhaltener  VW K70 ist schwer zu finden - und kostet laut Marktanalyst Classic-Analytics zwischen 6.900 und 9.300 Euro. Mäßige Autos liegen bei etwa 2.000 Euro.

Bei Einführung 1970 (VW K 70 L, 75 PS) :
9.790 Mark

Ersatzteile

VW K 70 fahren ohne Clubmitglied zu sein, funktioniert nicht. Beide K 70-Clubs haben umfangreiche Händler-Restbestände aufgekauft, um die schlimmste Not zu lindern. Dennoch sind vor allem Scheibendichtungen ein Problem. Bei Fahrwerk, Bremse und Beleuchtung helfen baugleiche Teile von Passat, Käfer oder Ro 80. Selbst die Teile zeitgenössischer BMW-Modelle passen im Einzelfall.

Schwachpunkte

  1. Federdome vorn, Frontmaske
  2. Verschweißte Kotflügel, Stehbl.
  3. Radhäuser vorn, A-Säule
  4. Schweller,Bodenblech
  5. Radläufe, Endspitzen
  6. Kofferraumboden
  7. Beide Längsträger vorn
  8. Ventilschaftdichtungen
  9. Wasserpumpe
  10. Synchronring 2. Gang
  11. Solex-Vergaser
  12. Stoßdämpfer, Bremsen
VW K 70, Igelbild, Schwachstellen

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Das VW-Stiefkind K 70 kommt von NSU. Man müsste alle Überlebenden retten. Doch Restaurieren lohnt nicht, denn die Preise sind niedrig und die Ersatzteile knapp. Nur gute Autos kaufen!