VW T3 Bus Kaufberatung

Klassiker für die ganze Familie

Oldtimer-Freunde mit reichem Kindersegen müssen nicht verzweifeln – auch sie können natürlich im Alltag einen Klassiker fahren. Der VW Transporter der dritten Generation ist das überzeugende Universalgenie für alle, die viel Platz benötigen. Die Raumökonomie des T3 ist nahezu perfekt und auch der Fahrspaß riesengroß.

VW T3 1.6 TD, Frontansicht Foto: Arturo Rivas 19 Bilder

Einen T3 für kleines Geld zu schießen, ist in den vergangenen Jahren relativ unwahrscheinlich geworden. Die Preise für gut erhaltene Multivan und Westfalia Camper sind Richtung 20.000 Euro unterwegs, für Fünfstelliges sind fast nur noch mäßige Multivan oder karge Behördenbusse zu bekommen. Doch günstig wird ein VW Multivan ohnehin nie – der vielseitige Bulli ist kein Auto für Sparfüchse und Schnäppchenjäger. Wer sich für einen T3 entscheiden hat – was grundsätzlich eine gute Idee ist – sollte sich das Auto genau anschauen und in Ruhe nach dem richtigen Exemplar suchen. Unsere Kaufberatung für den von 1979 bis 1992 gebauten Heckmotor-Bulli hilft dabei.

T3 als eierlegende Wollmilchsau

Dafür kommt der VW T3 der vielbeschworenen eierlegenden Wollmilchsau sehr nahe – alltagstauglich und universell einsetzbar, dazu noch ein Vertreter des echten Fahrspaßes, ein Wagen mit garantiertem Klassiker-Status und nicht zuletzt ein klassenloser Sympathieträger wie seine Vorgänger auch. Die Schattenseite wird beim Blick in die Online-Portale und Kleinanzeigen deutlich: Wer sich für einen gut ausgestatteten VW T3 als Alltagsklassiker interessiert, muss mit vielen anderen rechnen, die ebenfalls die Vorteile des T3 ausgemacht haben und auf der Welle des Bulli-Erfolgs mitsurfen wollen.

VW T3, Heckansicht Foto: Arturo Rivas
Wer einen günstigen T3 sucht, wird am ehesten bei ehemaligen Behördenfahrzeugen fündig.

Das führt dazu, dass man auf der Suche nach bezahlbaren VW T3 für das Alltagsleben vor allem auf Ex-Behördenfahrzeuge, Firmenautos oder, wie in unserem Fall, auf einen Mannschaftswagen der Jugendfeuerwehr zurückgreifen muss – diese Autos sind meist auch für junge Familien noch bezahlbar und haben oft überschaubare Laufleistungen hinter sich gebracht.

ABS, ESP und Knautschzone – natürlich Fehlanzeige

Abstriche müssen selbstverständlich, wie bei jedem Klassiker, in Sachen Sicherheit gemacht werden. Der Stand der Technik entspricht nun mal den 70ern, als Seitenaufprallschutz, Sicherheitsfahrgastzelle und Assistenzsysteme – wenn überhaupt – nur in der Oberklasse bekannt waren. Fakt ist, dass es in den meisten VW T3 kein ABS gibt, in keinem ein ESP und auch keine nennenswerte Knautschzone. Die Bremsen trommeln hinten, Airbags bekam erst der Nachfolger T4. Doch das ist für Oldtimer-Freunde keine Überraschung. Wer sich damit abfinden kann, bekommt mit dem T3 ein Auto, das schon auf dem Weg zum Kindergarten allen Beteiligten Spaß macht.

Denn alles, was ein Alltagsauto ausmacht, beherrscht der VW T3: Ratzfatz sind die Kindersitze montiert, der Kinderwagen muss nicht zusammengeklappt werden, und auch die Eltern sind flugs auf ihren Sitzen. Einmal geentert, eröffnet sich für alle eine neue Welt; die quadratmeterweise verlegten Glasflächen im Passspiel mit den schmalen Säulen und die hohe Sitzposition bringen eine perfekte Übersichtlichkeit sowie neue Perspektiven. Die kompakten Abmessungen in Verbindung mit einem immer wieder überraschend kleinen Wendekreis sorgen für bewundernde Blicke beim Einparken. Fürs Protokoll: Ein aktueller Ford Galaxy ist rund 25 cm, ein VW Sharan 28 cm und ein 5er BMW bis zu 43 cm länger als ein T3. Und sie alle bieten deutlich weniger Platz als der quadratische Blechkasten.

Ideale Raumausnutzung

Das Scheunentor von Heckklappe eröffnet beim VW T3 ein ergonomisch perfekt angerichtetes Gepäckabteil. Auf Schritthöhe befindet sich die Ladefläche, so kann man das Gemüse direkt aus dem Einkaufswagen in den Kofferraum hieven. Praktisch ist auch die Schiebetür, die den Weg frei macht, wenn man mal wieder schnell handeln muss. Pipi-Pausen und die seit 330 km mit steter „Wann sind wir endlich da?“-Nachfragerei erwartete Ankunft bei den Großeltern – alles in kürzester Zeit lösbar. Tür auf, A-Team-Melodie summen, alle raus, Tür zu. Und Papa parkt in Ruhe ein.

VW T3 1.6 TD, Seitenansicht Foto: Arturo Rivas
Viel Platz, wenig Grundfläche: Der T3 geht sehr effizient mit dem Raum um.

Bei der Anreise muss man allerdings ebenfalls in sich ruhen, denn das ideale Reisetempo liegt bei gemächlichen 100 bis 115 km/h. Grund ist vor allem die Akustik der tonal wenig ausgewogenen T3-Konzerthalle. Zwar sitzen Fahrer und Beifahrer rund vier Meter von dem Motor im Heck entfernt, doch die Fondpassagiere bekommen das TD-Crescendo beim Beschleunigen und unter Volllast am Berg in voller Lautstärke mit.

Wer am lautesten sein kann, möchte man dann nicht schon wieder ausprobieren. Ohrstöpsel für alle sind eine nur bedingt brauchbare Alternative. Dann lieber im Bundesstraßentempo die schöne Landschaft genießen.

Fahrspaß dank Heckmotor, niedriger Verbrauch

Im modernen Verkehr kann man übrigens immer gut mithalten. Das hervorragende Fahrwerk und die gute Gewichtsverteilung lassen den VW T3 ebenso schnell aus der Kurve heraus- wie in sie hineinkommen. Spätestens mit einem T3 rundet man seinen Fahrstil ab. Apropos Gewicht: Der VW T3 verträgt einiges an Zuladung. Schon der offizielle Wert von einer Tonne und einem Zentner lässt den T3 auch beim Hausbau, Umzug oder Jahresurlaub glänzen.

Der in unserem Foto-T3 verbaute 70-PS-Turbodiesel ist bekanntermaßen etwas hitzeempfindlich, doch er erledigt bei guter Pflege in kundigen Händen und der angesprochenen gemächlichen Gangart seine Aufgaben unauffällig und recht zuverlässig. Die unterquadratische Auslegung des 1985 eingeführten TD sorgt für angenehme Elastizität, der KKK-Lader für guten Durchzug schon ab 1.450/min – und einen günstigen Kraftstoffverbrauch. Im Mittel kommt der JX-Turbodiesel mit 8 bis 10 Litern aus: absolut akzeptabel für den Schrankwand-T3. Stadtbewohner sind allerdings auf Exemplare mit H-Kennzeichen angewiesen. Oder sie greifen gleich zu einem Wasserboxer.

Karosserie-Check

Am Anfang steht die Umkreisung des VW T3 – am besten mit Lackschichtdickenmessgerät und einer Lupe. Alle Falze und Scheibenrahmen der Karosserie müssen sorgfältig untersucht werden. Es gibt kaum einen T3-Bulli ohne Rost an diesen Stellen. Außerdem muss der Frontmaske erhöhte Aufmerksamkeit gelten.

Da die Mechanik der Schiebetür und andere Komponenten im Rahmen einer Modellpflege des VW T3 ab 1986 verbessert wurden, sind diese Baujahre am empfehlenswertesten. Erkennbar sind sie am kürzeren Griff der Schiebetür und dem großen VW-Emblem über dem Heckklappenschloss.

Technik-Check

Einiges am VW T3 ist unterdimensioniert – wie die Zylinderköpfe der Boxer- und Reihenmotoren. Um es kurz zu machen: Triebwerk erster Wahl ist der 2,1-Liter-Wasserboxer, den man auch auf die steuersparende Euro-2-Norm umrüsten kann. Nur Enthusiasten sollten einen der luftgekühlten Boxermotoren in Betracht ziehen, diese sind lethargisch, trinken viel und sind doch fast immer überfordert. Wenn der T3-Bulli einen Diesel haben soll, dann ist der 1,7-Liter mit 57 PS die beste Wahl, die Mehrleistung gegenüber dem 1,6-Liter ist deutlich zu spüren.

Unterdimensioniert sind an der Vorderachse die Stabilisatoren und Koppelstangen sowie die Bremsanlage. Besonders die Fünfganggetriebe sind ein VW T3-Schwachpunkt, sie verabschieden sich oft schon nach weniger als 100.000 km. Ölwechsel in kurzen Intervallen sind daher Pflicht. Die hakelige und schwierig einzustellende Schaltung verlangt nach kundiger Hand.

Preise

Für einen gepflegten VW Multivan mit 2,1-Liter-Wasserboxer und Kat notiert Classic-Analytics Preise zwischen 13.600 und 18.400 Euro. Mäßige Exemplare liegen zwischen 3.400 und 4.600 Euro. Turbodiesel liegen leicht darüber. Der seltene Syncro kann als Multivan-Benziner bis zu 28.700 Euro kosten. Aufschläge sind für Sondermodelle wie Blue oder Red Star und Last Limited Edition fällig. Eine günstige, aber weniger variable Alternative stellt ein Kombi mit drei Sitzreihen dar. Diese sind mit Turbodiesel in gepflegtem Zustand für rund 10.000 Euro zu haben.

Bei Einführung 1979 (VW Multivan 2.1) :
27.260 Mark
Bei Produktionsende 1992 (VW Multivan 2.1) :
32.798 Mark

Ersatzteile

Die Versorgung mit Ersatzteilen ist recht ordentlich. Bei der Innenausstattung kann es allerdings zu Engpässen kommen. Der Kontakt in die aktive und große T3-Clubszene ist nicht nur wegen gebrauchter Originalersatzteile sehr zu empfehlen.

Schwachpunkte

  1. Schweißnähte
  2. Frontmaske
  3. Innenschweller
  4. poröse Gummilager
  5. Federteller Hinterachse
  6. poröse Kühlmittelschläuche
  7. Stabilisatoren
  8. Koppelstangen
  9. Zylinderköpfe
  10. Auspuff
  11. Getriebe
  12. Wagenheberaufnahmen
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Fazit

Der VW T3-Bulli wandelt sich seit rund 10 Jahren vom günstigen Alltags-Großraumwagen zum gesuchten Klassiker. Die vorhandene Substanz entscheidet über seine Zukunft.