Porsche 911 Targa seit 1965

Wie der 911 Targa zu Bügel und Name kam

Als Porsche auf der IAA 1965 den 911 Targa präsentiert, spielt die Sicherheit eine große Rolle. Ein Cabrio erscheint erst später, den Targa gibt es bis heute.

60 Jahre Porsche 911 Targa (G-Modell) Foto: Hersteller 17 Bilder

Porsche hat seit 1963 mit dem 911 ein neues Modell im Programm und ein Problem: Es gibt kein Cabrio. In den USA, dem wichtigsten Markt für Porsche, steigt das Bedürfnis nach Sicherheit. Ein Verbot offener Autos ist in der Diskussion. Das wäre schlecht für eine Marke, deren Kundschaft Porsche Autos wie den 356 Speedster auf den Leib schneiderte. Eine Lösung muss her. Doch welche?

Warum nicht Targa?

Porsche entwickelt ein "Sicherheitscabriolet" mit festem Überrollbügel und löst so zwei Probleme: Der Bügel stabilisiert die Karosserie und schützt bei einem Überschlag. Doch wie soll man das Ding zwischen Coupé und Cabrio nennen? Porsche landet auf der Suche nach Modellbezeichnungen schnell beim Motorsport. Schnell fällt jemandem die Targa Florio ein. Bei diesem Straßenrennen auf Sizilien war Porsche seit den 50er-Jahren immer wieder erfolgreich. Harald Wagner, von 1954 bis 1988 bei Porsche Inland-Verkaufsleiter, stellt die entscheidende Frage: "Warum sagen wir eigentlich nicht nur Targa?" Dass das italienische Wort Targa "Schild" bedeutet, fällt erst später auf, passt aber zum Konzept des Cabriolets mit Sicherheitsbügel. Dieser Bügel ist heute wieder ein typisches Targa-Merkmal.

911 F-Modell: höchster Targa-Anteil

  • Bauzeit: 09/1966 bis 07/1973
  • 25.429 Targa
  • 33 Prozent Targa-Quote

Anfangs hat der Targa ein zweiteiliges Verdeck: Der hintere Teil mit dem Heckfenster lässt sich wegklappen und das Dachmittelteil wandert unter die Frontklappe. Zu Beginn gibt es nur den "Softwindow" mit klappbarer Heckscheibe. Ab Spätsommer 1967 können Kunden den Targa mit fest eingebauter und beheizbarer Glasheckscheibe bestellen. Ab 1968 entfällt das "Softwindow" – den Targa mit der markanten Glaskuppel baut Porsche drei 911-Generationen lang bis 1993. Typisch für den Ur-Targa: der Bügel in gebürstetem Edelstahl.

911 G-Modell: höchste Targa-Stückzahl

  • Bauzeit: 09/1973 bis 07/1989
  • 57.371 Targa
  • 29 Prozent Targa-Quote

Das ab 1973 gebaute G-Modell mit den typischen Faltenbalg-Stoßfängern ist der Targa-Stückzahlkönig: Fast jedes dritte der 196.397 Exemplare verfügt über das Dach mit dem Bügel und dem herausnehmbaren Mittelteil. Der Bügel ist hier erstmals Schwarz. Es ist auch die erste 911-Generation, die es als Cabrio gibt. Diese offene Variante erscheint jedoch erst 1982, also neun Jahre nach dem Start der Baureihe. Bis 1989 bleibt die G-Serie im Programm, es ist die am längsten gebaute 911-Generation.

964 Targa: Rarität mit Glaskuppel

  • Bauzeit: 10/1989 bis 07/1993
  • 4.863 Targa
  • 7,6 Prozentg Targa-Quote

Als Porsche im Herbst 1988 den 964 vorstellt, ist die Silhouette vertraut und die Technik zu 85 Prozent neu. Erstmals hat der 911 Allradantrieb, Servolenkung und ABS. Der luftgekühlte Sechszylinder-Boxermotor im Heck hat 3,6 Liter Hubraum und leistet 250 PS. Ab 1989 steht der Carrera 2 mit Heckantrieb zur Verfügung, Cabrio und Targa kommen dazu. In den ersten drei Generationen baut Porsche insgesamt 87.663 Targa. Den geringsten Anteil steuert der 964 bei.

993 Targa: mit Schiebedach

  • Bauzeit: 11/1995 bis 04/1998
  • 4.585 Targa
  • 6,7 Prozent Targa-Quote

Porsche perfektioniert den luftgekühlten 911 weiter: Die Leistung des Boxermotors steigt auf 286 PS, das Schaltgetriebe hat sechs Gänge. Der Targa bekommt ein komplett neues Dach aus Glas: Auf Knopfdruck gleitet der mittlere Teil unter die Heckscheibe. Der letzte luftgekühlte 911 läuft 68.881-mal vom Band. Von 1993 bis 1998 baut Porsche den 993 in zahlreichen Varianten vom Carrera bis zum Turbo S. Der Targa wird nur zweieinhalb Jahre gebaut. Es ist die am wenigsten verbreitete Targa-Generation.

996 Targa: mit Heckklappe

  • Bauzeit: 10/2001 bis 03/2005
  • 5.142 Targa
  • 2,9 Prozent Targa-Quote

Auch den ersten wassergekühlten 911 gibt es als Targa. Das Dach öffnet wie beim 993 elektrisch. Erstmals schwingt bei einem 911 die Glas-Heckscheibe auf. Der Targa kommt mit dem Facelift 2001, hat also immer den 320-PS-Motor im Heck. Am Verkaufserfolg des 996 (175.262 Exemplare in acht Jahren) kann der Targa kaum teilhaben, dafür macht ihn die geringe Stückzahl zum künftigen Sammlerstück.

997 Targa: immer mit Allradantrieb

  • Bauzeit: 12/2005 bis 05/2012
  • 8.459 Targa
  • 4 Prozent Targa-Quote

Mit einer Aluminiumleiste betont Porsche beim 997 Targa die Dachlinie. Erstmals gibt es den Targa ausschließlich mit Allradantrieb – und zwar als 4 und 4S. Je nach Version und Baujahr leistet der wassergekühlte Sechszylinder-Boxermotor im Targa zwischen 325 und 385 PS. Spezialglas senkt das Gewicht des Dachs um 1,9 Kilogramm – ansonsten entspricht die Konstruktion mit dem elektrisch öffnenden Dach und der Heckklappe dem Vorgängermodell.

991 Targa: Der Bügel ist zurück

  • Bauzeit: 01/2014 bis 12/2019
  • 19.373 Targa
  • 8,3 Prozent Targa-Quote

Mit dem 991 hat Porsche großen Erfolg: Die siebte Generation übertrifft in nur fünf Jahren Bauzeit mit 233.354 Exemplaren das Vorgängermodell. Der 997 hatte für 213.004 Exemplare sieben Jahre gebraucht. Auch der Targa läuft gut. Nach drei Generationen ist der markante Bügel zurück – und zwar im metallischen Look des Ur-Targa. Die Technik dahinter ist ungleich komplexer: Auf Knopdruck hebt sich die Glaskuppel und der Mittelteil schwebt darunter. Ein faszinierendes Schauspiel für Technikliebhaber.