Youngtimer mit Wertzuwachs
Diese 6 Klassiker der 90er sind besonders beliebt
Auf dem Oldtimermarkt rücken junge Klassiker in den Fokus. Sechs Beispiele mit Wertzuwachs: von Alpina BMW über Mercedes bis Volvo.
09.11.2025 Andreas Of-Allinger
Foto: Malte Buls
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Auf dem Markt für klassische Automobile findet derzeit ein Generationenwechsel statt: weg von älteren Modellen, hin zu jüngeren Autos – am besten mit Leistung. Ein gutes Beispiel sind Supercars der 80er-Jahre: Ferrari F40 und Porsche 959 haben in den vergangenen fünf Jahren stark an Wert zugelegt. Die Zuwächse sind teils siebenstellig.
Laufen gut: Youngtimer der 90er
Auch in bürgerlichen Preisregionen bewegen sich die Preise nach oben, der Volvo 850 T5 Kombi ist ein Beispiel dafür. Der Fünfzylinder-Turbo mit Frontantrieb ist nicht der einzige Schwede, dessen Wert gestiegen ist; auch die Preise für Volvo mit Hinterradantrieb haben seit 2020 zugelegt. Höhere Kurse für den klassischen Saab 900 Turbo bestätigen, dass Käufer momentan langstreckentaugliche Autos mit Leistung suchen.
Gefragt sind auch originelle Kleinwagen der 90er-Jahre – Mazda 121 Canvas Top und Renault Twingo sind gute Beispiele dafür.
Schwierig: Autos der 50er
"Wo es wirklich hapert, sind 50er-Jahre-Autos, vor allem, wenn sie wenig Leistung haben", sagt Reinhard H. Sachse von Steenbuck Automobile. Frank Wilke, Chef des Marktbeobachters Classic-Analytics bestätigt den Eindruck des Händlers und nennt "große Healeys, MG und Ponton Mercedes" als Beispiel für Autos mit geringer Nachfrage. Selbst einst sehr teure Modelle wie Mercedes 300 S Coupé oder Cabrio verkaufen sich derzeit, wenn überhaupt, nur mit Abschlägen. Eine Ausnahme sind Mercedes 300 SL Flügeltürer und Roadster, deren Preise weiterhin stabil sind.
Insgesamt "ist es in jedem Segment sehr ruhig", beobachtet Wilke. Das liege weniger am Preis, denn selbst wenn der sinke, kämen kaum mehr Interessenten. "Wir haben ein Stimmungsproblem, es liegt nicht am Geld", erklärt Sachse.
Alpina B12 6.0, E38
- Baujahr 1999 bis 2001
- Wert 2020: 20.000 Euro
- Wert 2025: 67.000 Euro
- Wertsteigerung: 235 %
Zugegeben, der Alpina B12 6.0 ist eine Rarität, der Sie kaum jemals auf der Straße begegnen dürften: Nur 94 Exemplare wurden gebaut, darunter 23 Langversionen. Umso erstaunlicher, dass der E38 mit Sechsliter-Zwölfzylinder vor fünf Jahren noch zum Preis eines neuen VW Polo erhältlich war. Diese Zeiten sind vorbei, aber teurer als ein Mittelklasseauto ist das einstige Spitzenmodell immer noch nicht.
Mit 430 PS und 600 Newtonmeter aus dem aufgebohrten M73 gehört der Alpina-7er noch heute zu den schnellsten Autos auf der Autobahn. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 291 km/h – Alpina regelt seine Autos im Gegensatz zu BMW nicht ab. Dazu kommen der hohe Komfort des E38 und die klare Linie aus der für manche Fans besten Zeit von BMW.
Honda CRX, ED9
- Baujahr 1990 bis 1992
- Wert 2020: 5.000 Euro
- Wert 2025: 18.000 Euro
- Wertsteigerung: 260 %
Wer in den 80er- und 90er-Jahren günstigen Fahrspaß suchte, fand den zum Beispiel hinter dem Dreispeichenlenkrad eines Honda CRX. Das Coupé im Polo-Format wiegt nur 1.000 Kilogramm, hat einen niedrigen Schwerpunkt und ein ambitioniertes Doppelquerlenker-Fahrwerk. Der vorn quer eingebaute 1,6-Liter-Vierzylinder dreht sich bei 7.600/min 150 PS aus den Brennräumen. Das reicht locker für einen Achtsekunden-Sprint von null auf 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h – Anfang der 90er eine echte Ansage.
Der CRX ist ein feines Beispiel für japanischen Automobilbau, das leider viel zu oft getunt und verheizt wurde. Originale Exemplare sind selten und wurden deshalb in den vergangenen Jahren teurer: In Sachen Wertsteigerung hängt der CRX der zweiten Generation sogar einen Alpina B12 ab.
Mazda 121 Canvas Top
- Baujahr 1991 bis 1996
- Wert 2020: 900 Euro
- Wert 2025: 3.500 Euro
- Wertsteigerung: 289 %
Mazda zeigt immer wieder den Mut, Autos und Motoren anders zu bauen als andere Hersteller. Das jahrzehntelange Weiterentwickeln des Wankelmotors ist ein bekanntes Beispiel dafür. Im Frühjahr 1991 kam eine 3,81 Meter kurze, rundliche Stufenhecklimousine zu uns: Der Mazda 121 hatte schnell den Spitznamen "Ei" und in der Topversion mit seinem Faltschiebedach einen echten Sympathiebonus.
Die Höhe von 1,49 Meter bot den Passagieren reichlich Platz und der Kofferraum unter dem kurzen Deckel war mit 290 Liter groß genug für die Klasse. Ein sympathisches Auto, das mit seinem 72-PS-Vierzylinder gar nicht mal unflott unterwegs ist (11,4 Sekunden von null auf 100 km/h, 155 km/h Spitze) und im Schnitt mit sechs Litern Benzin 100 Kilometer weit fährt. Das Lächeln der Passanten gibt es gratis.
Mercedes C36 AMG
- Baujahr 1988 bis 1992
- Wert 2020: 12.000 Euro
- Wert 2025: 32.000 Euro
- Wertsteigerung: 167 %
Der Wert des Mercedes C36 der Baureihe W202 hat in den vergangenen Jahren noch stärker beschleunigt als das Auto selbst: In 6,7 Sekunden geht die Limousine von null auf 100 km/h. In fünf Jahren stiegen die Preise für gepflegte Exemplare um 167 %. Wer 2020 einen gekauft hat, kann sich freuen, dass er ein Schnäppchen gemacht hat, und wer heute Interesse hat, kann den C36 deutlich günstiger bekommen als einen BMW M3 E36. Weitere Wertsteigerung erscheint wahrscheinlich; der C36 ist der erste AMG, der offiziell bei Mercedes gebaut wurde. AMG lieferte die Teile direkt ans Band.
Mehr Hub und klassischer Feinschliff auf Ansaug- sowie Abgasseite steigern die Leistung des M104-Reihensechszylinders auf 280 PS. Das Fahrwerk ist straffer abgestimmt als bei der Ausgangsbasis C 280 Sport, die Karosserie leicht tiefergelegt und mit dezenten Schürzen dekoriert. Wer ein Exemplar mit der damals typischen, zweifarbigen Lederausstattung bekommt, hat eine echte 90er-Jahre-Zeitreiselimousine. Und eine Rarität: Nur 5.221 Exemplare wurden gebaut.
Renault Twingo
- Baujahr 1992 bis 1998
- Wert 2020: 1.200 Euro
- Wert 2025: 3.900 Euro
- Wertsteigerung: 225 %
Mit dem Twingo zeigt Renault 1992 wieder einmal, wie man Kleinwagen baut: Nach dem praktischen R4 (1961), dem sympathischen R5 (1972) und dem erwachsenen Supercinq (1984) kommt die nächste Innovation: Ein 3,43 Meter kurzer Zweitürer mit One-Box-Design, verschiebbarer Rückbank und (optionalem) Faltdach.
Das Design mit den Blechbuckeln über den runden Scheinwerfern und den bunten Schaltern innen ist originell. Der Twingo versucht gar nicht erst zu verbergen, dass er günstig ist: viel Blech im Innenraum und unlackierte Stoßfänger sparen Geld. Ein digitaler Zentraltacho ersetzt Zeigerinstrumente. Dafür gibt es bunte Lackfarben und viel praktischen Nutzen. Im Lauf der langen Bauzeit (bis 2006!) modernisiert Renault den Twingo immer weiter. Zum Schluss gibt es sogar Vierventilmotoren und eine Lederausstattung.
Volvo 850 T5 Kombi
- Baujahr 1993 bis 1996
- Wert 2020: 5.800 Euro
- Wert 2025: 19.000 Euro
- Wertsteigerung: 228 %
"Volvo ist auch nicht mehr das, was es einmal war", schrieb Wolfgang König in auto motor und sport 26/1994 über den Volvo 850 T5-R. Dabei muss es gar nicht der 240 PS starke R sein, um zu erleben, was für einen Auftritt Volvo mit dem Turbo-Fünfzylinder im 850 Kombi hinlegte. In der Britischen Tourenwagen Meisterschaft (BTCC) sorgte der Kastenwagen mit Rennerfolgen für Aufsehen und Architekten sowie Art-Direktoren spedierten ihren Nachwuchs nun deutlich schneller über die Autobahn als in älteren Volvo-Modellen.
Denn die Hinterradantriebs-Baureihen 240 und 740 waren für Sicherheit und Haltbarkeit bekannt, nicht für Fahrdynamik. Die bot der 850 T5 mit 225 PS und rauchigem Timbre aus seinem Fünfzylinder-Turbomotor. Liebhaber haben den lässigen Kombi längst entdeckt und bezahlen für gepflegte Exemplare gepfefferte Preise. Nur finden muss man einen.