Youngtimer & Oldtimer Kauftipps 2023 (2/3)

4 Klassiker bis 50.000 Euro

Unsere Klassiker-Kauftipps für 2023: Die zweite Folge mit vier Autos bis 50.000 Euro nennt die Stärken und Schwächen von Bentley Continental GT, Ford Escort RS Cosworth, Land Rover Series III und VW Karmann Ghia.

Bentley Continental GT (2003-2011) Foto: Rossen Gargolov 23 Bilder

In unserer "Bull market list", jenen Autos also, denen unser Bewertungspartner Classic-Analytics eine Wertsteigerung zutraut, sind für 2023 echte Typen. Kein Nullachtfünfzehn-Kfz, sondern Autos für Kenner. Die zweite von drei Folgen nennt vier Klassiker, die weniger als 50.000 Euro kosten.

Bentley Continental GT

  • Baujahr: 2003 bis 2011
  • Wert: 32.200 Euro

Neu hat ein Bentley Continental GT rund 180.000 Euro gekostet. Heute ist ein gepflegtes Exemplar – und nur ein solches sollten Sie kaufen – etwa 32.200 Euro wert. Den größten Teil der Rechnung hat also schon der Vorbesitzer übernommen. Hat er ihn gut behandelt, werden Sie ein paar Zehntausend Kilometer nicht bemerken. Bentley hat den Continental GT so wertvoll ausgestattet und sorgfältig verarbeitet, dass er locker ein paar Jahrzehnte halten dürfte. Ihre größte Sorge wird sein, die enormen Spritrechnungen zu begleichen – der Verbrauch liegt zwischen 11,6 und 25,3 Liter je 100 Kilometer, der Tank fasst 90 Liter – und die Werkstattrechnungen zu verdauen.

Immerhin sind die Inspektionsintervalle mit 32.000 Kilometern großzügig ausgelegt. Der Zwölfzylinder-Biturbo kennt außer Standschäden, defekten Zündspulen und selten zugesetzten Kühlern kaum Schwachstellen. Größter Feind der Karosserie sind unsachgemäße Reparaturen nach Remplern, Unfällen oder Einbruchversuchen. Kaufen sollten Sie nur scheckheftgepflegte Exemplare. Spezialisierte Händler in Großbritannien bieten manche Ersatzteile günstiger an als die Bentley-Werkstatt.

Ford Escort RS Cosworth

  • Baujahr: 1992 bis 1996
  • Wert: 41.400 Euro

Der letzte von 7.145 Ford Escort RS Cosworth wurde Anfang November 2022 bei collectingcars.com für 53.700 Euro versteigert. Der Preis für dieses besondere Exemplar, das Karmann nach Ende der eigentlichen Serienfertigung baute und später dem Chef der britischen Ford-Abteilung Special Vehicle Engineering (SVE) gehörte, zeigt, in welche Richtung die Preise für den raren Homologations-Hot-Hatch gehen: nach oben. Dabei macht der Escort mit Sierra-Cosworth-Technik auch beim Fahren Freude: Der längs eingebaute Turbo-Vierzylinder leistet 220, die der Allradantrieb leicht hecklastig verteilt und der gewaltige Flügel (ab 1996 abbestellbar) hält die Fuhre in schnellen Kurven auf dem Boden.

Rost, Unfälle und Tuning sind die drei größten Probleme des Escort RS Cosworth. Teile finden sich in England, dort ist die Liebhaberszene für den Flügel-Escort größer. Bitter für Lancia-Integrale-Fanboys: Einen Vergleichstest in auto motor und sport entschied der Ford für sich, weil er besser beschleunigte, schneller Slalom fuhr und weniger verbrauchte als der italienische Konkurrent. Lob gab es für das Fahrwerk, Kritik bekam die Ansprechverzögerung des großen Turboladers. Doch für 6,2 von null auf 100 km/h muss auch ein aktueller Golf GTI gut im Futter stehen, um nicht abgehängt zu werden.

Land Rover Serie III 109 V8

  • Baujahr: 1979 bis 1985
  • Wert: 28.800 Euro

Der von 1971 bis 1984 gebaute Land Rover Series III ist die letzte Version der Series vor dem Defender. Wie der IIA haben Series III die Scheinwerfer im Kotflügel, außerdem sind die Spiegel nun an den Türen statt auf den vorderen Kotflügeln montiert. Kühlergrill und Armaturentafel bestehen aus Kunststoff. Beim Fahren gut: Das Getriebe ist nun serienmäßig vollsynchronisiert. Meist wurde ein sehr robuster 2,3-Liter-Vierzylindermotor eingebaut, alternativ ein Diesel, der sich mit 63 PS etwas schwertut mit dem Land Rover. Souveräner und seltener ist der 3,5-Liter-V8. Der bringt es mit niedriger Verdichtung zwar nur auf 91 PS, liefert jedoch ein ordentliches Drehmoment und vor allem eine gute Laufkultur.

Rost, vor allem an der Hecktraverse, kommt häufiger vor. Der Zustand des Chassis entscheidet, ob eine Restaurierung lohnt oder nicht. Zwischen dem tragenden Stahlgerippe und den Aluminiumblechen der Karosserie kann Kontaktkorrosion auftreten. Interessenten sollten primär auf Türunterkanten und Türscheibenrahmen achten. Öl verlieren das Viergang-Getriebe, die Differenziale und die Motoren. Mitunter verschleißt die Synchronisation, dann springen Gänge heraus.

Karmann Ghia Coupé

  • Baujahr: 1955 bis 1959
  • Wert: 45.300 Euro

Der Liter Superbenzin kostet 70 Pfenninge, die Bundesrepublik Deutschland wird Mitglied der NATO und in Wolfsburg läuft am 5. August der millionste Volkswagen vom Band. Es ist ein goldfarben lackierter Käfer. Noch im selben Monat beginnt die Produktion des Karmann Ghia. Der Typ 14 teilt sich mit dem VW 1200 Motor, Fahrwerk und Bremsen. Die Übersetzung des Getriebes entspricht dem Export-Käfer. Ein serienmäßiger Stabilisator an der Vorderachse reduziert die Seitenneigung. Seine breitere und flachere Karosserie lässt das von Ghia gestaltete Coupé dastehen wie ein Sportwagen; ein Versprechen, das die 30 PS des 1,2-Liter-Boxermotors im Heck nur bedingt einlösen können. Das Werk gibt für den Spurt von null auf 100 km/ 33 Sekunden an. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 118 km/h – sechs mehr als beim Käfer.

Die komplett verschweißte Karosserie des Karmann Ghia enthält viele Hohlräume und ab Werk keinerlei Konservierung. Die zu restaurieren, erfordert ebensoviel Mühe und Können wie bei einem Porsche 356 – ein Aufwand, den nicht jeder betreibt. Dazu kommt, dass Originalteile teuer sind. Ein erster Blick sollte den Spaltmaßen und Sicken gelten, ein zweiter den Radhäusern, der Reserveradwanne und den Schwellern. Leichter zu reparieren ist der Antrieb: Der Boxermotor läuft gern am dritten Zylinder heiß, verliert im Alter Öl oder benötigt neue Heizbirnen. Gammelige Vorderachskörper sind keine Kleinigkeit. Zuletzt sollten Chrom und Interieur auf Zustand und Vollzähligkeit geprüft werden – Ersatz kann mühsam und teuer zu beschaffen sein.