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Eberhofer Kreisel in Niederkaltenkirchen

Anschlag auf berühmtesten Kreisverkehr Deutschlands

Keine Ausgabe der berühmten "Eberhofer"-Krimis ohne diesen Kreisverkehr. Wir haben uns den Kult-Kreisel angesehen. Der ist jetzt um einen Baum ärmer.

Franz Eberhofer Kreisel Kreisverkehr Reportage Frontenhausen Niederkaltenkirchen Foto: Torsten Seibt 23 Bilder

Glatter Schnitt, karge Insel: Am ersten Wochenende im März 2024 haben Vandalen den Eberhofer-Kreisel heimgesucht und die mitten darauf gepflanzte Linde gefällt. In den sozialen Medien blieb das natürlich nicht unbemerkt, schon wenige Stunden nach dem Vorfall berichtete der "Eberhofer Stammtisch – D' Koidnkiachna" auf Facebook von dem Frevel am Begleitgrün. "Kreisverkehr-Schande" heißt es dort als Kommentar zum abgebildeten Säge-Überfall (Linde, rund fünf Meter, am Boden zerstört). Über 3.000 Mitglieder hat die Gruppe.

Baum gefällt, Polizei (die echte) ermittelt

Der traurige Rest des gefällten Schattenspenders lag allerdings nicht lange, bereits einen Tag nach dem Baumsterben waren Sägespäne und das Opfer beseitigt. Nur noch ein Stumpf ragt seitdem in die Sonne. Normalerweise ein klassischer Ermittlungsauftrag für den Eberhofer Franz und seinen Freund Rudi. In Frontenhausen, dem echten Niederkaltenkirchen, ermittelt allerdings seitdem die richtige Polizei und ein Spaß ist das eigentlich nicht. Mit rund 8.000 Euro beziffert die zuständige Polizei Dingolfing den Sachschaden. Auch Frontenhausens Bürgermeister Dr. Franz Gassner zeigt sich fassungslos: "Das ist unglaublich. Dieser Baum hat niemandem etwas getan", sagte Gassner gegenüber der Mediengruppe Bayern.

Denn ein bisschen symbolträchtig ist der Kreisel auch für das Verhältnis zwischen Ober- und Niederbayern: Im ersteren besuchen Busladungen voller Touristen barocke Schlösser und pralle Alpenlandschaft. In Niederbayern einen Kreisverkehr.

Aber halt nicht irgendeinen, sondern den Franz Eberhofer-Kreisel. Dieses etwas abseits gelegene Rondell ist fester Bestandteil der bekannten Eberhofer-Krimis von Rita Falk, in jeder Folge muss der Kreisverkehr für irgendeine besonders durchgeknallte Szene herhalten. Das fiktive Niederkaltenkirchen, in dem die Eberhofer-Krimis gedreht werden, existiert tatsächlich. Es heißt nur nicht so.

Das wahre Niederkaltenkirchen

Vom beschaulichen Markt Frontenhausen (das ist der richtige Name von "Niederkaltenkirchen", ein bisschen unter 5.000 Einwohner), führt am herausgeputzten Marktplatz vorbei eine schmale Gasse, Tempolimit 20 km/h, hinaus zu dem Kreisel. Der wurde einst ganz profan angelegt, um das zu tun, was Kreisverkehre eben so tun. Vier Ein- und Ausfahrten, Insel in der Mitte, Baum drauf, fertig. Nach Landshut kommt man von hier, auch nach Dingolfing zu BMW.

Weil sich dieser Kreisverkehr aber mit gekonnter Kameraeinstellung so inszenieren lässt, dass er dem gängigen Klischee der Ober- über Niederbayern entspricht (menschenleere Ödnis kurz vor der mongolischen Grenze), bekam er schon im ersten Film der Eberhofer-Reihe ("Dampfnudelblues", 2013) seine Statistenrolle. Seitdem ist er fester Bestandteil der inzwischen auf neun Filme angewachsenen Reihe.

Im Audi 80 um den Kreisverkehr

In Frontenhausen ist man verständlicherweise stolz, seit vielen Jahren die Filmkulisse für die Bayern-Krimis zu stellen. Der Franz Eberhofer schüsselt ja nicht nur regelmäßig mit seinem betagten Audi 80-Dienstwagen um den Kreisverkehr, sondern ist vorrangig im fiktiven Niederkaltenkirchen unterwegs. Die Metzgerei Simmerl, die Kirchgasse vom Installateur Flötzinger oder der Marienplatz, findet sich alles im "echten Niederkaltenkirchen", wie sich Frontenhausen auf der Ortseingangstafel bezeichnet.

Für Touristen hat die Gemeinde einen Flyer aufgelegt (siehe Download), der die Schauplätze aufzeigt. Weit laufen muss man nicht, denn die einzelnen Drehorte liegen rund um das Frontenhausener Rathaus verstreut. Klarer Star ist und bleibt aber der Eberhofer-Kreisel. Der heißt seit seiner offiziellen Einweihung im Sommer 2018 so, seitdem stehen der Rudi und der Franz als lebensgroßes Standbild auf der Verkehrsinsel neben der Linde.

Und seitdem kommen tatsächlich ganze Reisebus-Gesellschaften für ein Selfie mit den Darstellern nach "Niederkaltenkirchen" und drehen begeisterte Fans der Serie ihre Runden um den Eberhofer-Kreisel. Da werden die Oberbayern ganz neidisch mit ihren Schlössern und dem Alpenpanorama.