Fisker in Schwierigkeiten

Partner gesucht, Produktion endet, Zukunft unklar

Der US-Elektroautobauer Fisker braucht Geld und sucht weiter nach einem großen Autohersteller, der einsteigen möchte. Angeblich sind vier Autobauer interessiert. Die Produktion des Ocean wurde bereits gestoppt, Jobs in der Fertigung werden abgebaut und Entwicklungsdienstleister klagen.

Fisker Pear beim Product Vision Day Foto: Fisker Inc. 23 Bilder

Ende Februar 2024 teilte US-Elektroautobauer Fisker mit, dass das Unternehmen angesichts der klammen Finanzlage "erhebliche Zweifel" an der Fortführungsfähigkeit der Firma habe. Man sei zwar auf der Suche nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten, könne aber nicht garantieren, dass diese Bemühungen erfolgreich sein werden.

Geld für Fisker, Pick-Up für Nissan

Nach eigenen Angaben stand man in Verhandlungen mit einem großen Automobilhersteller über eine Partnerschaft, die eine Investition in Fisker sowie die gemeinsame Entwicklung einer oder mehrerer Plattformen für Elektroautos und eine Produktion in Nordamerika umfasse. Am 1. März 2024 berichteten die Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg, dass es sich bei diesem Automobilpartner um Nissan handeln könnte. Im Gegenzug für ein Invest in Höhe von 400 Millionen Dollar könnte der japanische Autobauer Zugriff auf die für den Fisker Kayak (ehemals Alaska) entwickelte Pick-up-Plattform erhalten, hieß es damals.

Wie Reuters mit Bezug auf Insider weiter berichtete, könnte Nissan einen eigenen sowie den Fisker Pick-up auf dieser Plattform in einem US-Nissan-Werk produzieren. Der japanische Autobauer besitzt Montagewerke in Mississippi und Tennessee.

Für Nissan hätte ein Deal einen schnellen Einstieg in den US-Markt für elektrisch angetriebene Pick-ups ebnen können. Fisker hätte sich mit der Investition Zeit erkaufen können, um den Absatz seines Elektro-SUV Ocean in Schwung zu bringen. Zudem muss Fisker noch den Serienanlauf des Elektrokleinwagens Pear finanzieren, der eigentlich 2025 starten sollte.

Kein Partner, kein Geld, kein Plan

In einer Pflichtmitteilung vom 25. März 2024 teilt Fisker allerdings mit, dass die Verhandlungen mit einem potenziellen Partner gescheitert sind. Die Aktie des Autobauers stürzte daraufhin ins Bodenlose ab. Die New Yorker Börse beabsichtigt zudem, der Aktie die Notierung abzuerkennen. Mit dem Scheitern der Verhandlungen verliert Fisker zudem vermutlich die Finanzierungszusage des polnischen Investmentfonds CVI, der dem Autobauer 150 Millionen Dollar aufgeteilt in vier Tranchen geben wollte, die Investition aber wohl an einen erfolgreichen Partnereinstieg geknüpft hatte. CVI ist bereits durch 2025 fällige Wandelschuldverschreibungen mit Fisker verbunden. Fisker will nun alle strategische Optionen prüfen, darunter auch gerichtliche oder außergerichtliche Restrukturierungen oder Kapitalmarkttransaktionen, hieß es in der Pflichtmitteilung weiter.

Laut einem Bericht von Business Insider von Ende April sollen vier weitere große Autobauer an einem Einstieg bei Fisker interessiert sein. Henrik Fisker bestätigte die Gespräche angeblich gegenüber der Belegschaft in einer Mitarbeiterversammlung. Namen wurden aber nicht genannt.

Produktionsstopp und Stellenabbau

Unabhängig von den Verhandlungen mit möglichen Partnern hatte Fisker bereits am 18. März 2024 die Produktion seines einzigen Modells gestoppt. Der Elektro-SUV Ocean wird bei Magna in Steyr gefertigt. Die Produktionsunterbrechung sollte zunächst sechs Wochen dauern. Die Kleine Zeitung aus Graz berichtet unterdessen, dass der anhaltende Produktionsstopp rund 1.000 Mitarbeiter bei Magna den Job kostet. Schon Ende 2023 hatte der Auftragsfertiger vom Zwei- aufs Einschichtsystem umgestellt und sich von 450 Mitarbeitern getrennt. Ende April wurden wegen schlechter Auftragslage weitere 500 Kündigungen ausgesprochen. In seinem Quartalsbericht vom 3. Mai 2024 vermerkt Magna darüber hinaus, dass im laufenden Jahr keine weitere Fertigung für Fisker geplant sei. Die Produktionsunterbrechung dürfte damit ein Produktionsende bedeuten.

Wie Business Insider mit Bezug auf Insider-Quellen bei Fisker berichtet, räumt der Autobauer bereits seine Zentrale in Kalifornien. Mitarbeiter wurden gebeten, ihre Arbeitsplätze zu verlassen. In der ersten Mitteilung über die unsichere Zukunft von Fisker im Februar wurden bereits mögliche Kündigungen für Ende Juni angedroht.

Auftragsentwickler klagen

Weiterer Ärger droht Fisker von anderer Seite. Nach Informationen der US-Website Techcrunch hat der deutsche Entwicklungsdienstleister Bertrand gegen den US-Autobauer eine Klage angestrengt, weil noch Zahlungen für Entwicklungsdienstleistungen für die Modelle Alaska und Pear offen seien. Bereits seit August 2023 wurden vereinbarte Abschläge nicht avisiert. Insgesamt stehen Zahlungen in Höhe von rund 13 Millionen Dollar aus. Der gesamte Entwicklungsauftrag wurde zu Vertragsbeginn im Mai 2022 mit 35 Millionen Dollar bewertet.